Tag 38 - Gambassi Terme - San Gimignano
- Brigitte Wanderlust

- 28. Juni 2022
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Jan. 2023
Nach einem Frühstück mit Müesli (das ist eine Seltenheit) gehe ich heute morgen um 5:45 auf den Weg. Ich habe mich entschieden, nach ein paar Tagen gemeinsamen Gehens, heute wieder alleine unterwegs Weg zu sein. Das ist gut so, denn ich habe einen gemächlichen Gang und komme so wieder näher zu mir. Und nach der anspruchsvollen Etappe von vorgestern möchte ich die Erfahrung machen, dass ich gut alleine unterwegs sein kann.

Morgenstimmung
Angenehm führt mich der Weg auf- und abwärts durch die toskanische Landschaft. An Zypressen, Oliven und... vorbei. Es ist nicht mehr ganz so karg wir vor 2 Tagen, ich habe mehr Leben um mich. Nach etwas mehr als 1 Stunde komme ich an einem Hof mit mindestens 15 Ponys, Eseln und Pferden vorbei. Der Anblick eines gähnenden Esel amüsiert mich. Am Hof vorbei erreiche ich 2h später das Ortsschild von Pancole. Es ist der einzige Ort, den ich heute passiere. Im Dorf gibt es eine menschengrosse Krippe, die das ganze Jahr ausgestellt ist.

Auf Futtersuche
Eine weitere Stunde vergeht, bis ich an einem Kloster vorbei komme. Ich setze mich für einen Moment in die Kirche (auf den Boden), schaue mich dann kurz im kleinen Laden um ob sie allenfalls ein Öl mit wohlriechenden Kräutern haben - leider nein.
Es bleiben 4km zu gehen. Als ich kurz vor 10h mein heutiges Ziel San Gimignano erreiche, sind die Gassen noch relativ leer. Aber bereits einen Caffè Lungo und ein Limonen-/ Limetteneis später sind etliche Touristen auf der Bildfläche aufgetaucht. Selbst bei geschlossenen Türen steigt mir der Geruch des Käse Pecorino in die Nase.

Eine neue Art der Wegmarkierung
Ich besuche die Touristen Information, kaufe ein Billet um auf einen Turm zu steigen und den Dom zu besichtigen. Der Innenwände des Dom sind fast komplett bemalt. Pastellfarbene Bilder zieren die Wände der Kirche. Als ich mich im Dom auf den Boden setze kommt wenige Minuten später ein Aufseher und bittet mich, auf die Bank zu sitzen.
Nach dem Dom esse ich ein erstklassiges Panini mit vegetarischer Füllung und schreibe drei Postkarten.

Das älteste Fresko in San Gimignano, gemalt vor dem Jahre 1317
Danach steige ich einen Turm hinauf. Das erklimmen der 54 Meter über 218 Stufen war wohl das Strengste heute. Die letzten paar Stufen führen über eine enge Leiter an die frische Luft - ich bleibe, mit meinem Rucksack auf dem Rücken, ein paar mal stecken und muss ein wenig manövrieren, bis ich den Aufstieg schaffe. Oben bietet sich mir ein schöner Blick über den mittelalterlichen Ort, indem heute noch 15 von ehemals 72 Türmen stehen.

San Gimignano Weltkulturerbe UNESCO
seit 1990
Meine Unterkunft befindet sich in einem Kloster. Ich freue mich darauf. Es sind Orte, die in mir das Gefühl der Ruhe verstärken. Ich habe diese Art der Unterkünfte ein wenig vermisst. Vor dem Abendessen pflegen sie das Ritual der Fusswaschung für neu angekommene Pilger durchzuführen. Das habe ich noch nie erlebt. Ich freue mich darauf.

Fresko, das bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1999 zum Vorschein gekommen ist
Auf einem Wegweiser heute stand, dass es noch 279 km bis nach Rom sind. Gemäss meinem Wanderführer verbleiben ca 320. Der Plan für morgen steht und somit schliesse ich den heutigen Tag ab. Zufrieden, meinem Ziel ein wenig näher gekommen zu sein.




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